Blaulicht in 1:87 - Teil 2 - NEF BF Hamburg

Donnerstag, 24. August 2017

Der Umbau eines Wiking T5 zu einem einzigartigen Hamburger NEF-Modell

Das Hamburger NEF-Modell von Pascal Seibel hat bereits in zahlreichen Modellbauforen und - Gruppen für Aufsehen gesorgt und auch unsere Interesse geweckt. Wie dieses spektakuläre Modell entstanden ist, wollen wir Euch hier nun Schritt für Schritt zeigen!

Modelle von Fahrzeugen großer Berufsfeuerwehren üben einen besonderen Reiz aus, denn oft sind gerade auch diese aus diversen Fachmedien bekannt, oder heben sich von der Norm ab. Auch von der Feuerwehr Hamburg sind schon zahlreiche Modelle von verschiedenen Groß- und Kleinserienherstellern der Branche auf den Markt gebracht worden. Das eine Mal äußerst gelungen, das andere Mal eher weniger. Allerdings sind immer wieder einige Details im Original verbaut, welche sich für eine Serienproduktion nicht, oder nur unter sehr großem Aufwand umsetzen lassen. An dieser Stelle muss sich der passionierte Modellbauer also selbst helfen. Um den meist sehr hohen Ansprüchen gerecht zu werden, führt oft gar nur ein kompletter Neubau des Fahrzeugs zum gewünschten Resultat. Einer dieser Modellbauer ist Pascal Seibel, welcher Euch nun hier sein Hamburger NEF näher vorstellen möchte. Damit hat er in Fachkreisen bereits für einiges Aufsehen gesorgt, denn hier hat Pascal auch nahezu den kompletten Ausbau im Maßstab 1:87 realisiert!

 

 

 

Bei meinen Modellen versuche ich immer wieder auch grob die Details im Innenraum darzustellen, doch machen es die realen Vorbilder uns Modellbauern nicht immer leicht, denn leider haben viele neue Fahrzeuge im Original häufig stark getönte Scheiben, die eine Gestaltung des Innenraums nicht zu lassen. So auch bei den Notarzteinsatzfahrzeugen der Berufsfeuerwehr Hamburg. So ist mir auch die Idee gekommen, ein komplett geöffnetes NEF der Feuerwehr Hamburg im Maßstab 1:87 nachzubauen. Da ich grundsätzlich keine bestimmte Wache in der Hansestadt bevorzuge, baue ich die Fahrzeuge nach Gefallen und Skurrilität.

 

 

Nachdem also die Wahl auf einen Volkswagen T5 mit Miesen Ausbau aus der Beschaffungsserie 2012 bis 2015 gefallen ist, galt es im nächsten Schritt, ein passendes Basismodell zu finden. Voraussetzung war, dass es ein VW T5 oder T5 GP werden musste, denn für ein geöffnetes Fahrzeug empfiehlt sich ein Modell von Wiking, da diese keine glatten durchgängigen Scheiben, wie beispielsweise Modelle von Herpa, vorweisen, sondern welche, die bündig mit der Karosserie abschließen. Dies ermöglicht daher ein bündiges "ein- bzw. aufkleben" der Scheibe an die Karosserie und kein typisches "dahinter kleben".

 

 

Zum letztendlichen Fahrzeug bin ich relativ schnell gekommen, indem ich bei BOS-Fahrzeuge.info die Suchfunktion genutzt und "NEF Hamburg" eingegeben habe. Sofort wurde mir eine große Auswahl an Vorbildfahrzeugen geboten, so dass ich mich zwischen 26 Hamburger VW T5 NEF aus verschiedenen Beschaffungsserien entscheiden durfte. Da ich mich grundsätzlich ans Original halte und von diesem nicht abweichen möchte, brauchte ich einen Datensatz mit Innenaufnahmen, welche auch diverse Details darstellen. Ich hatte nun geeignete Datensätze vom typischen „alten“ T5 NEF und vom T5 GP, so auch das NEF 21A der Feuerwache Wandsbek. Allerdings gefällt mir das Schranksystem im T5 GP deutlich besser und außerdem habe ich schon eine ganze Weile nach einem geeigneten Vorbildfahrzeug gesucht, das es mir ermöglicht, die langersehnte, von Herpa endlich erschienene, FG Hänsch DBS 4000 LED zu verbauen. Alle diese Faktoren also vereinte das Wandsbeker NEF, welches nun die Vorlage zu meinem Modell darstellt.

 

Zunächst galt es also, den T5 GP von Wiking in seine Teile zu zerlegen, so dass nun die zwei Schiebetüren genau in den Pfalzen herausgesägt werden konnten. Hierzu wurde eine Resin-Säge verwendet. Gleiches gilt auch für die Heckklappe und sämtliche Scheiben. Derartige Schnitte sind recht einfach zu vollziehen, da der von Wiking verwendete Kunststoff relativ weich ist und die Rillen in der Karosserie die Säge quasi automatisch führen.

 

 

Im nächsten Arbeitsschritt wurde das Grundmodell zunächst mit Vallejo Farben komplett in weiß lackiert und nach ausreichend langer Trocknungsphase wurde auch die Karosserie gemäß dem Hamburger Fahrzeugdesign feinsäuberlich mit Tamiya Abklebeband versehen und mit einem leuchtrotem Revell-Lack die entsprechenden Flächen lackiert. Nachdem nun auch der Revell-Lack vollständig getrocknet ist, galt es, die "Lücken" zwischen den Folienstücken in der Karosserie mit einem feinen Pinsel und wieder weißer Vallejo Farbe darzustellen. Als weiteres Detail folgten im nächsten Arbeitsschritt die Fenstergummis, welche ebenfalls mit einem sehr feinen Pinsel und schwarzer Vallejo Farbe nachgezogen wurden.

 

 

Bei der originalgetreuen Beschriftung konnte ich glücklicherweise auf einen Decal-Satz von DS Design zurückgreifen, da dort das NEF Hamburg Decal in beiden Varianten (alt und neu) zum Programm zählt. Bevor diese Decals jedoch aufgebracht werden konnten, musste ich diese vorsichtig mit einem Skalpell so zuschneiden, das diese nun perfekt auf die jeweiligen Karosserieeinzelteile passen. Lediglich die Dachkennungen mussten von mir selbst erstellt werden, da hier das KFZ-Kennzeichen und der Funkrufname abweichen. Hierzu habe ich die entsprechenden Schriftzüge mit einem Tintenstrahldrucker im entsprechenden Maßstab auf Decalfolie gedruckt. Gerade in Rettungsdienstfahrzeugen ist der blaue PVC-Fußboden, mit seinen weißen Sprenklern, welchen es ebenfalls bei DS Design gibt, weit verbreitet. So auch bei dem entsprechenden realen Vorbild aus Wandsbek, weshalb dieses Detail natürlich auch bei diesem Modell nicht fehlen darf!

 

 

Nachdem nun das die Karosserie fertig lackiert und beklebt worden ist, ging es an den eigentlichen Innenausbau. Hierzu musste zuerst die typische Bodeneinheit mit sitzen von Wiking hinter dem Beifahrersitz abgeschnitten und im weiteren Vorgehen die Trittstufen und die Kofferraumleiste im Fond, die allesamt im Original mit Kunststoff verkleidet sind, mit schwarzer Farbe abgesetzt werden. Der dritte Sitzplatz, welcher sich im Fond befindet und im realen Vorbildfahrzeug drehbar ist, wurde aus der eigentlichen Bodenplatte herausgeschnitten und mit Evergreen-Profilen aufgebockt. Auch die Armlehnen sind aus derartigen Profilen angefertigt und originalgetreu angepasst worden. Anschließend bekam der neu konstruierte Drehsitz seinen Anstrich in hellgrauer Farbe und die silbernen Airline-Schienen, an denen dieser im Original befestigt ist, wurden mit einem feinen Pinsel auf dem Boden nachempfunden.

 

 

Die nächste Herausforderung stellte der Einbauschrank im Heck dar, da ich diesen unbedingt in ausgezogenem Zustand darstellen wollte. Als Grundgerüst dient daher ein selbst konstruierter Quader aus Evergreen-Kunststoffplatten, der in der Mitte hohl ist. An der Auszugseite wurde zudem bereits das Fach für das Schubladenmodul von Hand ausgefeilt. Dieses Modul wird einfach durch eine weitere rechteckige Evergreen-Kunststoffplatte dargestellt, auf der die jeweiligen Modul-Einteilungen und Staufächer aus dünnen Profilen aufgeklebt wurden. Nun galt es noch, alles weiß zu lackieren und mit einem feinen Pinsel die entsprechenden blauen Streifen auf dem Schrank zu ziehen.

 

 

Mit dem Ausbau allein sollte es aber nicht getan sein, denn auch die entsprechenden medizinischen Gerätschaften und Ausrüstungsgegenstände möchten dargestellt werden. Konkret umfasst dies diverse Pax-Notfallrucksäcke und Tasche, ein Corpuls C3 EKG, eine Weinmann Accuvac Rescue Absaugpumpe, sowie ein Weinmann Beatmungsgerät des Typs Medumat Transport. Alle diese Gerätschaften wurden aus Evergreen-Profilen, teils in Schichtbauweise, erstellt und entsprechend dem jeweiligen Design in die richtige Form gefeilt und geschliffen. Bei den Notfallrucksäcken wurden die markanten gelben Tragegriffe mit 0,5er Rundstangen nachgestellt, während der Korpus lackiert und anschließend mit den typischen Pax Symbolen und Reflexstreifen mittels feinem Pinsel komplettiert wurde. Die medizinischen Geräte hingegen wurden zunächst in ihrer Grundfarbe lackiert, bevor sie anschließend originalgetreue Aufdrucke aus Decalfolie erhielten. Hierzu dienten Frontansichten der jeweiligen Bedienelemente oder Gehäuse als Vorlage, welche in den entsprechenden Maßstab komprimiert und ausgedruckt wurden. Verfeinert wurden die ganzen Geräte anschließend mittels Vallejo Farbe und feinem Pinsel.

 

 

Als Sondersignalanlage dient primär eine FG Hänsch DBS 4000 LED von Herpa, welche abweichend von der Herpa Standardausführung nicht auf einer Gummilippe, sondern auf zwei realistischen Sockeln aus Evergreen-Profilen aufgesetzt wurde. Analog zu dem Vorbildbalken wurde auch hier die obere Abdeckung Blau lackiert, sowie die Front- und Heckverkleidung mit eigenen Notarztschriftzügen aus Decalfolie versehen. Um den glänzenden Effekt der Plexiglasverkleidung zu imitieren, wurde die DBS 4000 anschließend noch mit Glanzklarlack überzogen. Als FG Hänsch Sputnik nano Frontblitzer dienen simple silberne Striche, die zwischen den Kühlergrilllamellen mittels Pinsel aufgetragen wurden. Die aufgesetzten Heckblinker stammen aus dem Sortiment von DS Design und wurden noch entsprechend lackiert, während einzelne Pinselhaare die Funkantennen darstellen.

 

Als Fazit kann ich sagen, dass sich der Umbau relativ kompliziert und anspruchsvoll gestalte hat. Allerdings war der vorbildgetreue Nachbau des Schrankmoduls die eigentliche Schwierigkeit und nicht, wie wohl vermutet, das eigentliche Öffnen der Karosserie.

 

 

Fotos:

- Modell: Pascal Seibel

- Vorbildfahrzeug: Heiner Lahmann (BOS-Fahrzeuge.info)

 

Text: Pascal Seibel und Max Kunkel (BOS-Fahrzeuge.info)


Einsatzfahrzeuge


News