Die Haubenfahrzeuge der Nachkriegszeit - Teil 13

Freitag, 1. Juli 2016

Die Haubenfahrzeuge der Nachkriegszeit - Teil 13 - Mercedes-Benz L 311 (Baujahre 1955 – 1961), LF 15 und LF 16 mit Metz-Aufbauten von 1955 bis 1958

Die im Jahre 1955 eingetretenen und in der letzten Folge bereits geschilderten Veränderungen wirkten sich auch auf die Ausführung der Löschgruppenfahrzeuge aus. Die Fahrgestellbezeichnung wechselte von L 3500 zu L 311, die Nennpumpenleistung betrug jetzt 1.600 l/min (und nicht mehr 1.500 l/min), folglich änderten sich auch die Fahrzeugbezeichnungen auf LF 16 bzw. LF 16-TS. Die Forderung nach Ganzstahlaufbauten galt selbstverständlich auch für die Löschgruppenfahrzeuge, wirkte sich äußerlich aber nur auf die konsequente Trennung von Mannschaftsraum und Gerätekoffer aus.

Wie schon hier geschrieben, hörte die Produktion von schweren LF 8 auf Langhauber-Fahrgestellen schlagartig mit dem Erscheinen des Mercedes-Benz L 319 auf. Die größeren LF 16-TS wurden dagegen weiterhin produziert und vor allem aus Baden-Württemberg nachgefragt. Meisten wurde die Version mit vor dem Kühler montierter Festpumpe und hinten eingeschobener Tragkraftspritze gewählt, bisweilen aber gab es auch Fahrzeuge mit Heckpumpe und seitlich eingeschobener TS.

Ein solches LF 15-TS befindet sich heute noch im Besitz der FF Sulz am Neckar, und dieses Gefährt wirft einige Fragen auf. Als Baujahr wird stets 1956 angegeben, also ein Jahr nach den oben erwähnten Umstellungen. Trotzdem ist es ein LF 15-TS auf einem Mercedes-Benz LF 3500/42 und der Aufbau bildet eine Einheit mit der Mannschaftskabine. Mit anderen Worten: Es kann kein Ganzstahlaufbau sein. Das Fahrzeug entspricht in allen Details noch der Version von 1953/54 und war so gesehen schon bei seiner Indienststellung ein Relikt aus einer vergangenen Epoche. Die Gründe für diese verspätete Auslieferung sind nicht bekannt.


LF 15-TS, Mercedes-Benz LF 3500/42, Metz, Baujahr 1956, FF Sulz am Neckar. Das Fahrzeug entspricht völlig der bis 1954 üblichen Bauform.

Ein ähnliches LF 15-TS, allerdings mit Vorbaupumpe, war 1955 an die FF Neunkirchen-Seelscheid ausgeliefert worden. Alle weiteren LF 16-TS wurden nun in der von Metz beworbenen „Gemischtbauweise“ ausgeliefert, also mit einer herkömmlichen Mannschaftskabine aus blechbeplankten Hölzern und einem Ganzstahlaufbau für die Geräte. Grundsätzlich wurde dabei auch eine einteilige Frontscheibe verwendet.

Ein typisches Beispiel ist das hier gezeigte Fahrzeug der FF Sindelfingen, ein nahezu baugleiches Fahrzeug gehörte der FF Calw. Beide verfügten über eine Marso-Seilwinde, die in die hintere Radnabe integriert war.


LF 16-TS, Mercedes-Benz LF 311/42, Metz, Baujahr 1956, FF Sindelfingen. In der rechten hinteren Radnabe ist eine Seilwinde integriert.

Die Seilwindenkonstruktion bewährte sich offenbar nicht, sie wurde – soweit bekannt – in keine weiteren Fahrzeuge eingebaut. Bis 1958 lieferte Metz ansonsten fast baugleiche LF 16-TS u.a. an die Feuerwehren Plochingen (1957), Abstatt, Böblingen und Neckarhausen (alle 1958) aus. Bei den zuletzt gebauten Fahrzeugen entfielen nun endgültig die im Dachansatz oberhalb der Frontscheibe montierten Warnlampen.


LF 16-TS, Mercedes-Benz LF 311/42, Metz, Baujahr 1958, FF Böblingen.

Alle bisher hier vorgestellten Fahrzeuge verfügten über ein Straßenfahrgestell, die FF Metzingen entschied sich dagegen für den teureren Allradantrieb. Weitere geländegängige LF 16-TS hat Metz in dieser Zeit offenbar nicht ausgeliefert. Erst ab 1960 wurde diese Gattung stärker nachgefragt, darüber in der nächsten Folge mehr.


LF 16-TS, Mercedes-Benz LAF 311/42, Metz, Baujahr 1956, FF Metzingen.

Wie schon in der ersten Hälfte der 1950er Jahre war die Nachfrage nach Löschgruppenfahrzeugen – verglichen mit den Beschaffungen für Tanklöschfahrzeuge – äußerst gering. Zu groß waren immer noch die Kriegsbestände an LF 15 und LF 25, darüber hinaus machte das in der Nachkriegszeit entstandene Löschzugkonzept des Drei-Fahrzeug-Zuges aus LF, TLF und DL die Beschaffung von Tanklöschfahrzeugen dringlicher.

Dennoch mussten einige Wehren ihren Fuhrpark auch bei Löschgruppenfahrzeugen erneuern und beschafften bei Metz LF 16 in Gemischtbauweise. Wie bereits zuvor dominierte der Straßenantrieb. Der kurze Radstand wurde offenbar überhaupt nicht nachgefragt, kein einziges Löschgruppenfahrzeugen aus den Jahren 1956 bis 1958 ist bisher bekannt geworden.


LF 16, Mercedes-Benz LF 311/42, Metz, Baujahr 1958, FF Jever, als Museumsfahrzeug erhalten und in Rubinrot (RAL 3003) lackiert. Das Fahrzeug hat bereits eine stärker gewölbte Frontscheibe sowie die hoch gesetzten Pendelwinker, die in einem Kasten zwischen den Seitenfenstern untergebracht waren. Vorher waren sie in der Regel unterhalb der Seitenspiegel montiert. Ab 1963 mussten dann alle Kfz über 4 m Länge mit Blinkern ausgestattet werden, die Pendelwinker durften weiter genutzt werden. Sehr schön sind auch die auf der Stoßstange montierten Hörner der akustischen Warnanlage.

Eine Besonderheit unter den LF 16 dieser Zeit ist das ehemalige BASF-Fahrzeug, das später zur FF Gönnheim gelangte. Das Löschgruppenfahrzeug hatte einen vergrößerten Tank mit 1.000 Litern Inhalt. Wie bei der WF BASF in Ludwigshafen üblich wurden zusätzliche Gerätekästen auf dem Aufbau montiert, die Klapptritte für den Dachaufstieg wurden durch eine Leiter ersetzt. Auch die Lackierung entspricht dem BASF-Standard der 1970er Jahre mit RAL 3003 (Rubinrot) als Grundfarbe und zusätzlichen weißen Streifen.


LF 16, Mercedes-Benz LF 311/42, Metz, Baujahr 1958, geliefert an die WF BASF, Ludwigshafen. Die Erstzulassung erfolgte im Januar 1959. Nach 18 Jahren Dienstzeit übernahm die FF Gönnheim 1977 das Löschgruppenfahrzeug und nutzte es äußerlich unverändert bis zur Jahrtausendwende. Auch wenn es heller wirkt – die Lackierung ist tatsächlich RAl 3003

Wesentlich seltener waren LF 16 mit Allradantrieb, nicht einmal ein halbes Dutzend ist bekannt. Als Fotobeispiel soll hier das Fahrzeug der FF Osterode dienen.


LF 16, Mercedes-Benz LF 311/42, Metz, Baujahr 1956, FF Osterode.

(wird fortgesetzt)

Text: Klausmartin Friedrich

Bilder: Thomas Dotzler, Oliver Horbach, Karl Müller, Karl-Ludwig Ostermann, Claus Tiedemann, Holger de Vries, Olaf Wilke.

Literatur (u.a.):
Daimler-Benz AG (Hrsg.): Brandschutz mit Stern: Die Geschichte der Mercedes-Benz Feuerwehrfahrzeuge und ihrer Vorgänger (1888-2002); Stuttgart, 2007.

Daimler-Benz AG (Hrsg.): Geburt einer Legende: Die 1949 vorgestellte Motorenbaureihe 300 ist ein großer Wurf; Stuttgart, 2009.

Daimler-Benz AG (Hrsg.): Transport mit Traktion: Allradgetriebene Lkw seit 1945; Stuttgart, 2011.


Einsatzfahrzeuge


News