Die Haubenfahrzeuge der Nachkriegszeit - Teil 14

Donnerstag, 28. Juli 2016

Die Haubenfahrzeuge der Nachkriegszeit - Teil 14 - Mercedes-Benz L 311 (Baujahre 1955 – 1961), LF 16 und TLF 16 mit Metz-Aufbauten von 1958 bis 1961

Während der Mitbewerber Bachert bereits seit 1951 seine Feuerwehrfahrzeuge mit Ganzstahlkabinen und –aufbauten produzierte und Magirus dies ab Mitte 1952 ebenfalls anbot, konnte sich der Branchenführer für Mercedes-Benz-Fahrgestelle erst Ende 1958 dazu entschließen. Es ließ sich nicht ergründen, warum eine derart renommierte Feuerwehrgerätefabrik so lange gezögert hat. Einmal mehr ist so aber eine weitere „Unterbauart“ der Langhauberfahrzeuge mit Metz-Aufbauten entstanden.

Die Ganzstahlkabinen sind relativ einfach an der alufarbenen Einfassung der seitlichen Kabinenfenster zu erkennen. Diese Art der Fensterumrandung behielt Metz bei einigen Bauserien bis in die 1980er Jahre hinein bei. Gleichzeitig verabschiedete Metz sich jetzt auch von den „hängenden“ Scheibenwischern und setzte die Wischermotoren an die untere Kante der Frontscheibe.


LF 16 Mercedes-Benz LF 311/42, Metz, 1958, geliefert an die FF Gelchsheim bei Würzburg, seit der Jahrtausendwende in Privatbesitz. Es müsste sich um eines der allerersten Ganzstahl-LF von Metz handeln.

Gegen Aufpreis bot Metz jetzt auch eine Verkleidung der seitlichen Druckabgänge im Heckbereich an. Man versprach sich davon eine geringere Verschmutzung der B-Kupplungen und ihrer Abdeckungen. Ein Teil der Feuerwehren griff hier zu, aber rückblickend lässt sich sagen, dass sich diese Innovation nicht durchgesetzt hat.


LF 16, Mercedes-Benz LF 311/42, Metz, Baujahr 1959, FF Klagenfurt am Wörthersee (Österreich)

Einige wenige LF 16 dieser Zeit baute Metz auf Allradfahrgestellen auf, bekannt sind Fahrzeuge für Müllheim bei Freiburg und Herzogenaurach, leider zurzeit noch nicht in unserer Galerie zu sehen. Das letztgenannte Fahrzeug gehört – nach einem Zweiteinsatz bei der WF INA im gleichen Ort – heute zum Bestand der Fördervereins Nürnberger Feuerwehr-Museum e.V.: http://feuerwehrmuseum-nuernberg.de/upload/Fahrzeugbilder/Bilder_LF_16_INA/KFZ19_LF16_WF_INA_Datenblatt.pdf .

LF 16 auf dem Radstand von 3.600 mm wurden wie schon seit 1955 weder in der Straßen- noch in der Allradversion von Metz aufgebaut. Bei LF 16-TS wurden sowohl Straßen- als auch Allradantrieb nachgefragt, wieder gab es sowohl die Version mit Vorbaupumpe als auch die mit seitlich eingeschobener TS.


LF 16-TS, Mercedes-Benz LF 311/42, Metz, Baujahr 1960, FF Schwäbisch Gmünd.


LF 16-TS, Mercedes-Benz LAF 311/42, Metz, Baujahr 1959, FF Moosburg a. d. Isar.


Zur Auflockerung der häufigen Ansichten von schräg vorne soll hier einmal eine gelungene Dachaufnahme des Moosburger LF 16-TS von unserem langjährigen Users Helmut Kunert gezeigt werden.

Während im Regelfall die oben gezeigten LF 16-TS auf langem Fahrgestell bevorzugt wurden, entschieden sich einige (vor allem bayerische) Wehren für den Radstand von 3.600 mmm und Allradantrieb. Die bessere Geländetauglichkeit wurde mit ansonsten eher problematischen Fahreigenschaften erkauft. Durch den kurzen Radstand war eine Lagerung der TS in einem seitlichen Geräteraum nicht möglich. Sie musste zwingend von hinten eingeschoben werden, wodurch der Schwerpunkt ungünstig verschoben wurde. Diese hochbeinigen Fahrzeuge neigten sehr zum Aufschaukeln während der Fahrt und waren (wie alle Modelle dieser Zeit natürlich ohne Lenkhilfe) eine echte Herausforderung für die Maschinisten. Neben den hier gezeigten Fahrzeugen sind derartige LF 16-TS aus Hilpoltstein (wie das Weinheimer noch mit der „alten“ Mannschaftskabine in Holz-Stahl-Gemischtbauweise) und Landsberg am Lech fotomäßig nachgewiesen.


LF 16 TS, Mercedes-Benz LAF 311/36, Metz, Baujahr 1959, FF Weinheim. Von der Systematik her gehört dieses Foto noch in Teil 13 der Abhandlung. Allerdings kann hier im Vergleich zum folgenden Bild sehr schön der Unterschied zwischen der herkömmlichen Kabine mit stahlbeplanktem Holzgerippe zur breiteren Ganzstahlkabine gezeigt werden.


LF 16 TS, Mercedes-Benz LAF 311/36, Metz, Baujahr 1959, FF Pfreimd, seit 1996 vom Oldtimerverein der Feuerwehr gepflegt.


Die Seitenansicht desselben Fahrzeugs zeigt den großen hinteren Überhang.


In der Heckansicht des Pfreimder LF 16-TS sieht man rechts die klappbare Abdeckung der Pumpenarmaturen und der Anschlüsse, hinter der etwas außermittig angeordneten Tür ist die TS eingeschoben. Dadurch wurde die Gewichtsverteilung noch zusätzlich negativ beeinflusst.

In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre wurden wie gesagt keine LF 16 mit kurzem Radstand beschafft, einmal abgesehen von den eben genannten LF 16-TS. Bei den TLF 16 war es, wie auch schon hier gezeigt eher umgekehrt: Nur ganz wenige Tanklöschfahrzeuge aus dieser Zeit verfügten über den langen Radstand von 4.200 mm.

Überhaupt wurden in den Jahren 1959 bis 1962 kaum noch Metz-TLF 16 auf dem Mercedes-Benz L(A)F 311 geordert, wenn man es mit dem Beschaffungsboom der Jahre 1954 bis 1958 vergleicht. Ob eine Marktsättigung eingetreten war, ob die Feuerwehren sich anderen Fahrgestell- oder Aufbauherstellern zugewandt haben oder ob die verstärkte Beschaffung von TLF 16-T in Niedersachsen (über die noch berichtet werden wird) eine Rolle spielten, ist nicht feststellbar. Vermutlich war es eine Kombination aus allen diesen Faktoren, die zu einem kleinen Einbruch führte.

Völlig zum Erliegen kam die Produktion jedoch nicht. Ein Nischendasein führten weiter Tanklöschfahrzeuge mit Straßenantrieb.


TLF 16, Mercedes-Benz LF 311/36, Metz, 1959, FF Hohenlockstedt.

Wie aufgrund der Richtlinien des Freistaates Bayern nicht anders zu erwarten, wurden dort weiterhin allradgetriebene Tanklöschfahrzeuge mit dem Radstand von 3.600 mm beschafft.


TLF 16, Mercedes-Benz LAF 311/36, Metz, 1959, FF Freilassing.

Eine absolute Rarität ist das TLF 16 gewesen, das die damals noch selbstständige Gemeinde Holthausen 1959 für ihre Feuerwehr anschaffte. Mit Allradantrieb, auf 2.800 Liter Inhalt vergrößertem Wassertank und Vorbauseilwinde war es damals eines der fortschrittlichsten Fahrzeuge im westlichen Niedersachsen. Seit der Gebietsreform im Jahre 1975 gehört Holthausen zur Stadt Lingen. Ende der 1980er Jahre wurde das Fahrzeug noch zur ebenfalls eingemeindeten Ortsfeuerwehr Baccum umgesetzt, danach verliert sich seine Spur.


TLF 16, Mercedes-Benz LAF 311/42, Metz, 1959, FF Lingen-Holthausen. Der Wassertankinhalt beträgt 2800 Liter. Damit und mit der Heros-Vorbauseilwinde dürfte das Fahrgestell an der Grenze seiner Tragfähigkeit angekommen sein.

(wird fortgesetzt)

Text: Klausmartin Friedrich

Fotos: Thomas Dotzler, Klausmartin Friedrich, Godehard Gottwald, Frank-Hartmut Jäger, Alexander Keutz, Helmut Kunert, Wenzel Matzdorf

Literatur (u.a.):
Daimler-Benz AG (Hrsg.): Brandschutz mit Stern: Die Geschichte der Mercedes-Benz Feuerwehrfahrzeuge und ihrer Vorgänger (1888-2002); Stuttgart, 2007.


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