Es war nicht einfach Kontakt zur Metro North Railroad Grand Central Terminal Fire Brigade zu bekommen. Doch nun sitze ich im Vorzimmer des Bahnhofsvorstehers der altehrwürdigen Grand Central Station. Mich begrüßt nun Sal Oliva, der Fire Chief. Auf dem Weg zur unscheinbaren Feuerwache auf Bahnsteig 15 erzählt er mir begeistert von den Fakten seiner Feuerwehr.
1987 wurde die Fire Brigade im Grand Central Terminal gegründet. Die Feuerwehr betreut den 1903-1913 neugebauten New Yorker Bahnhof im Herzen Manhattans. Auf 67 Gleisen werden jeden Tag ca. 750.000 Personen in den Nahverkehrszügen abgefertigt. Zusätzlich besuchen jeden Tag mehrere Tausend Besucher die Weltberühmte Haupthalle des Bahnhofes inklusive des dort ansässigen Elektronikstores für Smartphones und Tablets. Aus Platzgründen wurde der Bahnhof unterirdisch auf mehreren Ebenen angelegt. Die Gesamtfläche beträgt rund 200.000 m² auf denen sich neben den Gleisanlagen auch ein großflächiger Foodcourt (Restaurantfläche) und einige Technikbereiche befinden. Die Feuerwehr verfügt über 20 Einsatzkräfte. Neben zehn nebenberuflichen Firefightern, die im Hauptberuf Elektriker, Hausmeister oder Techniker sind, bilden seit fünf Jahren auch zehn hauptamtliche Einsatzkräfte den harten Kern der Feuerwehr. Jeweils zwei hauptamtliche Kräfte sind im 12 h-Dienst in der Wache. Sie fahren die First Responder Einsätze sowie den ersten Angriff bei Brandeinsätzen oder Technischen Alarmen. Bei jedem Einsatz wird zu dem das FDNY mitalarmiert. In einem durchschnittlichen Monat laufen um die 120 Alarme bei der Feuerwache auf. An Feiertagen zu Spitzenzeiten auch schon mal 20 am Tag. Die Bandbreite reicht, neben den First Responder Einsätzen, von Brandmeldealarmen, über Mülleimerbrände bis zu Personenschäden im Gleisbereich.
Der Feuerwehr stehen für diese Einsätze ein Löschfahrzeug „Pumper“, ein Gerätewagen „Rescue“ sowie ein First Responder Fahrzeug „Ambulance“ zur Verfügung. Wer bei den Fahrzeugen an USA-typische Riesenfahrzeuge denkt liegt falsch. Es handelt sich dabei um winzige Elektrokarren. Sie verfügen alle über zwei Sitzplätze, eine Sondersignalanlage und feste Aufbauten. Durch die kompakten Abmaße lassen sie sich über die Serviceaufzüge problemlos zwischen den vielen Geschossen des Bahnhofes verschieben.
Das Auto mit der höchsten Einsatzfrequenz ist die Ambulance. Sie wurde 2014 von Danko auf einem Taylor-Dunn B0-248-48AC Fahrgestell aufgebaut. Sie führt die Beladung gemäß des FDNY 911 Partner Programmes mit, so dass alle medizinischen Geräte mit denen des öffentlichen Rettungsdienstes kompatibel sind. In der Front des Fahrzeuges finden die beiden Einsatzkräfte Platz. Daran schließt sich der offene Ambulance-Aufbau an. In Fahrrichtung rechts befindet sich ein Tragentisch mit Rolltrage und Spineboard. Die weitere Beladung umfasst Tragestuhl, Sauerstofftasche, Notfalltasche, Traumatasche, Automatisch Externen Defibrillator, sowie Patientendokumentation. Die Beladung wird in offenen Kisten und auf der Trage mitgeführt. Nach einer vor Ort Versorgung kann der Patient im Anschluss schonend mit dem Fahrzeug bis zur außerhalb des Bahnhofes abgestellten parallel angeforderten Ambulance transportiert werden, so dass ein händischer Transport nicht notwendig ist.
Neben der Ambulance parkt die Rescue. Während überirdisch durch das FDNY dreiachsige Fahrzeuge Kompetenz für alle Arten der technischen Hilfe anbieten, wird Untertage wie schon bei der Ambulance ein Taylor-Dunn B0-248-48AC Fahrgestell mit Danko Aufbau aus dem Jahre 2013 genutzt. Kurios wirken die, in der Front des knapp 1,6 m breiten Fahrzeuges, verbauten Sitze mit Atemschutzgeräten. So können sich die Einsatzkräfte auf der Anfahrt bereits mit Pressluftatmern ausrüsten. Im Brandeinsatz wird das Fahrzeug durch zwei nebenberuflichen Einsatzkräfte besetzt. Hinter den Sitzen schließt sich ein Gerätekoffer mit zwei Geräteräumen an. Im vorderen Geräteraum, der über die rechte sowie linke Seite erreicht werden kann, lagern weitere Atemschutzgeräte, ein Regenerationsgerät, mehrere Wärmebildkameras, sowie diverse Brech- und Handwerkzeuge. Zusätzlich werden hier mehrere Scheinwerfer und Kisten mit Elektrokabeln und Verteilerdosen mitgeführt um Einsatzstellen unter Zügen oder in den Stollenanlagen ausleuchten zu können. Da bei einem Technischen Hilfe- oder Brandalarm die Ambulance in der Feuerwache zurückbleibt um weiteres Spezialgerät wie z.B. Atemschutzgeräte, Wärmebildkameras oder Scheinwerfer nachzuführen, ist auf der Rescue ebenfalls eine abgespeckte First Responder Ausstattung wie Trauma-, Notfall- und Sauerstofftasche verlastet. Im Heckgeräteraum dominieren Feuerlöscher sowie Werkzeugtasche und Seile die Beladung. Ebenfalls befindet sich hier ein Hydraulikheber. Auf dem Dach werden eine Multifunktionsleiter, eine Schleifkorbtrage und größere Handwerkzeuge mitgeführt. Bemerkenswert ist, dass die Rescue auch weit unter der Erde sogar über eine Heckwarnanlage verfügt.
Das absolute Highlight bildet aber ein Cushman Pumper aus dem Jahre 1998: während das Fahrgestell wieder über einen Elektromotor betrieben wird, ist im Heck eine Pumpe der Firma Hale mit Verbrennungsmotor verbaut, die 250 Gallonen die Minute (946 l/min) fördert. Der Pumper verfügt über einen 200 Gallonen (757 l) Löschwassertank, der für kleine Brandeinsätze wie Mülleimerbränden oder brennenden Unrat im Gleisbereich ausreicht. Sollte eine größere Wassermenge erforderlich sein ist rechts über dem Wassertank ein Schlauchbrett mit einer Zubringerleitung in Buchten verbaut. Mittels Wandhydranten kann hiermit eine stabile Wasserversorgung aufgebaut werden. Über der Pumpe ist eine 150 Fuß Schnellangriffsleitung mit Hohlstrahlrohr aufgewickelt. Auf der linken Seite ist ein Schlauchbett mit einer 2.5 Inch Schlauchleitung in Buchten verbaut. Hierüber werden Angriffe auf Brände in Foodcourt oder anderen Läden vorgetragen. Auf dem Dach werden ein Verteiler, Feuerlöscher sowie diverse Schlauchpakete in unterschiedlichsten Durchmessern mitgeführt. Bei größeren Brandeinsätzen können zudem die Leitungen des FDNY über die Pumpe versorgt werden. Eine Notfalltasche rundet wieder die rettungsdienstliche Beladung ab.
Hinter den Fahrzeugen lagert in Regalen ein weiteres Unikat. Das Logistiklager der Grand Central Terminal Fire Brigade. In mehreren Schleifkorbtragen lagern Wärmebildkameras, Atemschutzgeräte, Scheinwerfer, technisches Gerät zur Eingleisung und schweres Bergegerät. Firechief Oliva erklärt, dass durch die robusten Schleifkorbtragen das Gerät einfacher auf „normale“ Gepäckelektrofahrzeuge umgeladen werden kann und im Gleisbett auch einfach handhabbar ist. Herkömmliche Rollwagen wären zu groß und sperrig.
Während ich die Rescue auf dem engen Bahnsteig fotografiere erfolgt ein Alarm. Binnen weniger Sekunden rücken die Hauptamtlichen mit der Rescue (da sie eh schon draußen steht) zu einem medizinischen Notfall aus. Mit zwei Einsatzkräften in der Front wirkt die Rescue mehr wie ein Clownmobil als ein Einsatzfahrzeug.
Ich bedanke mich an dieser Stelle nochmals bei Sal Oliva für diesen Einblick in eine solch außergewöhnliche Feuerwehr. Er bedankt sich für das Interesse und erwähnt noch einmal Stolz, dass es in NYC nicht nur das große FDNY sondern auch seine kleine aber effektive Fire Brigade im Herzen der Großstadt gibt. Dem pflichte ich bei. Solch eine Feuerwehr kann wohl als Unikat bezeichnet werden.
Für mehr Infos zu den Fahrzeugen folgt den Links
https://bos-fahrzeuge.info/einsatzfahrzeuge/127416/NYC_-_Manhattan_-_Metro_North_Railroad_Fire_Brigade_-_Am
https://bos-fahrzeuge.info/einsatzfahrzeuge/127417/NYC_-_Manhattan_-_Metro_North_Railroad_Fire_Brigade_-_Pu
https://bos-fahrzeuge.info/einsatzfahrzeuge/127418/NYC_-_Manhattan_-_Metro_North_Railroad_Fire_Brigade_-_Re
Text und Fotos: Daniel Wachtmann
